Truppe mit begrenzten Möglichkeiten
Die neue UN-Mission im Libanon nimmt langsam Gestalt an
Kommentar von Andreas Zumach
Am kommenden Freitagabend sollen nun fünf Schiffe mit knapp 2.500 italienischen
Soldaten im südlibanesischen Hafen Tyrus eintreffen. Das wäre endlich die erste
relevante Verstärkung der Unifil im Südlibanon, drei Wochen nachdem der
UNO-Sicherheitsrat mit seiner Resolution 1701 die Aufstockung der UNO-Truppe von derzeit
2.000 auf 15.000 Soldaten beschlossen hatte.
Drei Wochen seien im Vergleich zu früheren UNO-Missionen doch eine
"Rekordzeit", heißt es nun bei Diplomaten und Funktionären in der New Yorker
UNO-Zentrale. Das mag zwar sein. Doch gemessen an der dringenden Erfordernis, durch
möglichst massive internationale Präsenz zumindest ein Wiederaufflackern des Krieges zu
verhindern, erfolgt die Aufstockung der Unifil viel zu langsam. Und wenn sich die UNO
nicht endlich über die Bedenken der israelischen Regierung gegen eine Stationierung der
über 4.000 Soldaten hinwegsetzt, die von Indonesien, Malaysia und Bangladesch angeboten
werden, dann wird auch die Türkei keine Truppen stellen.
Zwar hat die Waffenruhe seit dem 14. August, abgesehen von einigen Scharmützeln, zur
Überraschung vieler Beobachter bisher auch ohne eine Verstärkung der Unifil gehalten.
Das ist wesentlich dem Umstand zu verdanken, dass sich die Hisbollah durch Israels
Verstöße gegen die UNO-Resolution 1701 zumindest bislang nicht provozieren ließ. Es
gibt allerdings keine Garantie, dass dies so bleibt - zumal, wenn Israel seine See-und
Luftblockade gegen den Libanon weiter aufrechterhält.
Das aber ist zu befürchten. Denn die beiden zentralen Forderungen der israelischen
Regierung, die diese zur Bedingung für ihre Kooperation mit der UNO gemacht hat, bleiben
unerfüllt: die Unifil wird keine aktive Rolle bei der Entwaffnung der Hisbollah spielen,
und sie wird auch nicht entlang der libanesisch-syrischen Grenze stationiert, um den
Waffennachschub zu unterbinden. Sie wird aber auch nicht stark genug an der
libanesisch-israelischen Grenze stationiert werden, um künftig einen Einmarsch
israelischer Streitkräfte in den Libanon zu verhindern.
|