Ein Konflikt, drei Optionen: Frieden ohne Gewähr
Andreas Zumach
Auch wenn Politiker mit Einwänden überbieten - so unwahrscheinlich ist ein
Militärschlag gegen Iran nicht
Wer derzeit in Washington, Berlin oder anderen Hauptstädten die Frage nach einem
militärischen Vorgehen gegen Iran stellt, erhält - sei es von Politikern, Militärs,
Geheimdienstlern oder sicherheitspolitischen Experten - fast ausschließlich skeptische
bis abwiegelnde Reaktionen. Zwar wird vor allem in Washington überall betont, die
"militärische Option" sei "nicht ausgeschlossen". Aber dann folgen
sofort fünf wesentliche Einwände: Erstens sei ein Krieg gegen Iran militärisch kaum
machbar, gerade wegen des "Engagements" der USA im Irak. Zweitens würde er zu
militärischen Gegenschlägen Irans gegen Israel, US-Stützpunkte am Golf und andere Ziele
führen.
Außerdem sei er für die Bush-Administration angesichts des Desasters im Irak
innenpolitisch nicht durchsetzbar. Zudem böte ein Angriff keine Gewähr, die vermutete
Entwicklung von Atomwaffen im Iran dauerhaft zu verhindern. Der fünfte Einwand: Ein Krieg
hätte verheerende politische Folgen für die ganze islamische Welt, würde die
Terrorismusgefahr erhöhen und die Ölversorgung gefährden.
Die ersten beiden, militärisch-operativen Einwände überzeugen nicht. Die USA sind
zwar nicht zu einem großflächigen Angriff mit Bodentruppen auf den Iran in der Lage,
aber durchaus zu einem umfangreichen Luftkrieg. Schon seit Anfang 2002 entwickelt das
Pentagon auf Weisung des Weißen Hauses Operationspläne für Luftschläge, die die
militärische wie zivile Infrastruktur des Landes zu großen Teilen zerstören sollen. Ein
Teil der Pläne sieht den Einsatz bunkerbrechender Atomwaffen vor.
Wie weit diese Planungen gediehen sind, haben in den letzten Wochen der US-Journalist
Seymour Hersh und der Rüstungsexperte und langjährige Ex-CIA-Mitarbeiter William Arkin
öffentlich gemacht. Mit Luftangriffen ließen sich auch die iranischen Kapazitäten für
Gegenschläge zerstören.
Die drei weiteren, politischen Einwände sind zwar gravierend, bieten aber ebenfalls
keine verlässliche Gewähr, dass es nicht zu einem Krieg kommt. Ähnliche Bedenken waren
- gerade auch von führenden Militärs, Sicherheits- und Nahostexperten in Washington -
schon 2002 mit Blick auf einen Krieg gegen Irak zu hören. Und trotzdem wurde er geführt.
Und die Realität im Irak hat alle Warnungen inzwischen nicht nur bestätigt, sondern
sogar noch weit übertroffen. Diese Erfahrung sollte weitere Kriegsabenteuer eigentlich
undenkbar machen.
Doch Vorsicht: Zum Einen gibt es eine Fraktion innerhalb der Bush-Administration, die
ein militärisches Vorgehen gegen Iran für unerlässlich hält, um den Regimesturz in
Teheran zu bewirken. Zum Zweiten könnte Bush der Versuchung erliegen, kurz vor den
Kongresswahlen Anfang November mit Luftschlägen gegen iranische Bodenziele seine
Popularität zu stärken und die drohende Wahlniederlage seiner Partei abzuwenden.
Ein Erfolg dieses Kalküls setzt allerdings voraus, dass die US-amerikanische
Bevölkerung Iran bis zum Herbst stärker als bisher als Bedrohung empfindet. Dies könnte
gelingen wenn der Konflikt um das iranische Atomprogramm weiter eskaliert.
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