TAZ
02. Januar 2001

 

Manöverziel: Vertuschung

Andreas Zumach

Bewiesen ist überhaupt nichts! Natürlich kann es für die gravierenden Krankheitserscheinungen bei US-amerikanischen und britischen Soldaten und bei der irakischen Zivilbevölkerung auch andere Ursachen geben als die Verseuchung durch DPU-Staub während des Golfkrieges: Schutzimpfungen der GIs gegen irakische C- und B-Waffen, Explosionen irakischer C- und B-Waffendepots, die Brände der kuwaitischen Ölfelder, mit Schwermetallen verseuchtes Wasser aus kriegszerstörten Leitungssystemen im Südirak.

Doch alle diese alternativen Erklärungsversuche haben eines gemeinsam: Sie können immer nur für eine Teilgruppe der heute von denselben Symptomen betroffenen Menschen zutreffen - entweder für irakische Zivilisten oder für US-amerikanische und britische Golfkriegsveteranen.

Der Skandal ist, dass die USA eine Klärung der Ursachen mit allen Mitteln verhindert haben. Das Motiv ist klar. Würde sich DPU endgültig als Ursache der Erkrankungen erweisen, kämen auf das Pentagon gigantische Schadenersatzforderungen allein der eigenen GIs zu - von anderen Opfern ganz zu schweigen. Nach dem Golfkrieg und auch seit dem Krieg gegen Jugoslawien haben Deutschland und die anderen Nato-Partner die Vertuschungsmanöver der USA mitgetragen. Der UNO wurden nach dem Kosovokrieg monatelang Informationen über den DPU-Einsatz vorenthalten.

Es ist beschämend, dass die dramatischen Informationen und Bilder von krebserkrankten IrakerInnen und entsetzlich deformierten Babys nicht ausreichten, zumindest die Kumpanei des Schweigens mit Washington zu beenden. Dazu bedurfte es erst der Meldungen über mögliche DPU-Erkrankungen europäischer Soldaten.

Eine umfassende, unabhängige Untersuchung der Folgen des DPU-Einsatzes im Irak, in Bosnien sowie während des Kosovokriegs ist überfällig. Und zwar mit den Messmethoden und Untersuchungskriterien, die bislang vom Pentagon beharrlich verweigert wurden. Wenn sich die Bundesregierung mit weniger zufrieden gibt, wäre das die Fortsetzung der Vertuschung und ein Betrug an den bislang und künftig in Exjugoslawien eingesetzten deutschen Soldaten. Selbst solange noch nichts endgültig bewiesen ist: Die Bundesregierung sollte sich für ein sofortiges Moratorium für Einsatz, Verkauf und Herstellung von DPU-Munition einsetzen mit dem Ziel eines endgültigen Verbots dieser Waffe.