Atomwaffenstandort Büchel
von Otfried Nassauer
Der Bundeswehrfliegerhorst Büchel in der Eifel beheimatet das Jagdbombergeschwader 33
der Bundesluftwaffe. Die beiden fliegenden Staffeln des Geschwaders sind seit den
achtziger Jahren mit dem zweisitzigen Jagdbomber Tornado IDS ausgerüstet und werden im
Kriegsfall zum Luftangriff eingesetzt. Der besonders für Einsätze im Tiefflug
konzipierte Jagdbomber kann eine Vielzahl konventioneller Bomben und Raketen tragen, aber
auch amerikanische Atomwaffen vom Typ B-61. Die nukleare Rolle unterscheidet das
Geschwader in Büchel heute von den restlichen Tornado-Einheiten der Bundeswehr.
Die Besatzungen werden schon in Friedenszeiten für den Atomwaffeneinsatz ausgebildet.
Die Nuklearwaffen werden von den USA bereitgestellt und auf dem Flugplatz gelagert. Sie
bleiben stets unter Kontrolle der US-Luftwaffe bis der US-Präsident sie freigegeben hat.
In Büchel können theoretisch bis zu 44 solcher Waffen gelagert werden, 20 sollen sich
vorort befinden. Weitere Waffen sind auf der US-AirBase in Ramstein gelagert.
Für die Ausbildung der Techniker und Piloten stehen spezielle Trainingswaffen vom Typ
3A und 3E zur Verfügung. In Büchel soll es noch eine Trainingswaffe vom älteren Typ 3A
und 6 Waffen des moderneren, 2001 eingeführten Typs 3E geben.
Die echten Nuklearwaffen werden in geschützten unterirdischen Magazinen, sogenannten
Vaults (Grüften siehe Photo) aufbewahrt, die bis Anfang der 90er Jahre in den
Boden von Flugzeugschutzbauten auf ausgewählten Fliegerhorsten eingebaut wurden. Jedes
Magazin kann maximal vier Waffen aufnehmen und wird mit spezieller Technik fernüberwacht.
Es soll eine besonders sichere Lagerung der Nuklearwaffen gewährleisten und selbst
schwerbewaffneten Terroristen den Zugang zu den Bomben für mindestens 30 Minuten
verwehren.
Für die Wartung und den Zugang zu den Atomwaffen sind an Standorten europäischer
Luftwaffen-Streitkräfte jeweils über 100 US-Spezialisten zuständig. Sie tun in
speziellen Einheiten Dienst, den Munitions Special Support Squadrons. In Büchel ist dies
die 702. MUNSS (bis 2004 hieß sie 852.MUNSS), deren vorgesetzte Dienststelle, die
38.Munitions Maitenance Group, nicht weit entfernt auf dem US-Luftwaffenstützpunkt
Spangdahlem stationiert ist. Die US-Soldaten sind auch dafür zuständig, daß nie ein
einzelner Soldat oder gar ein Europäer ohne Begleitung durch einen US-Soldaten Zugang zu
einer Atomwaffe bekommt. Fliegerhorste, auf denen Atomwaffen stationiert sind, haben auch
eine zusätzliche, größere Wachmannschaft. Bei der Bundeswehr heißt diese
Luftwaffensicherungsstaffel "S" - wie Sonderwaffen. Sie gehört zur
Fliegerhorstgruppe und nur Büchel hat noch eine solche Staffel. Deswegen ist das
Geschwader auch das personalstärkste der Bundeswehr.
Die Atombomben vom Typ B-61 verfügen über moderne Sicherungssysteme und eine variable
Sprengkraft. Beim Modell 3 beträgt die maximale Sprengkraft 170 Kilotonnen, beim Modell 4
45 Kilotonnen und beim Modell 10 80 Kilotonnen. Letzteres entspricht mehr als der 5-fachen
Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe. Das Modell 10 der B-61 wurde Ende der achtziger
Jahre aus den nicht mehr benötigten Sprengköpfen der Mittelstreckenrakete Pershing-II
entwickelt, die aufgrund des INF-Vertrages abgezogen werden konnten. Nach dem Umbau kamen
die Sprengköpfe nach Europa zurück.
ist freier Journalist und leitet
das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS
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