Enthauptungsschlag
Geschrieben am 20.03.2003 um 19.00 Uhr / von Otfried Nassauer


Kaum ist das Ultimatum abgelaufen, beweist George W. Bush seinen unbedingten Willen zum Krieg. Erste Marschflugkörper und Bomben schlagen in Bagdad ein - nein, nicht das angekündigte Riesenbombardement mit dem Ziel, Furcht und Schrecken zu verbreiten bis die irakische Führung und das Militär kollabieren, sondern ein begrenzter Schlag. Wechselt Washington die Strategie?

Wohl kaum. Wir werden Augenzeugen des ersten Versuches von leadership targetting. Des Versuchs, gezielt die generische Führung auszuschalten. Irgendwer hat Washington Hinweise auf den oder die Aufenthaltsorte wichtiger Führungskader der irakischen Führung gegeben. Sie sollen gezielt getroffen werden. Für die Gelegenheit eines solchen Enthauptungsschlages zieht man auch schon mal den Beginn eines geplanten Angriffs um ein oder zwei Tage vor.

Warum vermute ich das? In der Regierung George W. Bush sitzen an entscheidender Stelle genau jene Personen, die schon unter Ronald Reagan die Enthauptung, das leadership targetting als militärische Strategie gegen die damals noch existente Sowjetunion vorgeschlagen haben. Allesamt Zivilisten, nicht Militärs. Christopher Payne zum Beispiel, der Mann, der damals mit Colin S. Gray den berühmten Aufsatz "Sieg ist möglich" schrieb. Heute, mehr als 20 Jahre später und unter einem Präsidenten, der der CIA die Ermordung ausländischer Regierungsmitglieder explizit wieder erlaubt hat, haben sie die Chance bekommen, ihre Konzepte endlich in der rauen Wirklichkeit zu erproben.

 

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