Kaum ist das Ultimatum abgelaufen, beweist George
W. Bush seinen unbedingten Willen zum Krieg. Erste Marschflugkörper
und Bomben schlagen in Bagdad ein - nein, nicht das angekündigte
Riesenbombardement mit dem Ziel, Furcht und Schrecken zu verbreiten
bis die irakische Führung und das Militär kollabieren,
sondern ein begrenzter Schlag. Wechselt Washington die Strategie?
Wohl kaum. Wir werden Augenzeugen des ersten Versuches von leadership
targetting. Des Versuchs, gezielt die generische Führung
auszuschalten. Irgendwer hat Washington Hinweise auf den oder die
Aufenthaltsorte wichtiger Führungskader der irakischen Führung
gegeben. Sie sollen gezielt getroffen werden. Für die Gelegenheit
eines solchen Enthauptungsschlages zieht man auch schon mal
den Beginn eines geplanten Angriffs um ein oder zwei Tage vor.
Warum vermute ich das? In der Regierung George W. Bush sitzen an
entscheidender Stelle genau jene Personen, die schon unter Ronald
Reagan die Enthauptung, das leadership targetting
als militärische Strategie gegen die damals noch existente
Sowjetunion vorgeschlagen haben. Allesamt Zivilisten, nicht Militärs.
Christopher Payne zum Beispiel, der Mann, der damals mit Colin S.
Gray den berühmten Aufsatz "Sieg ist möglich" schrieb.
Heute, mehr als 20 Jahre später und unter einem Präsidenten,
der der CIA die Ermordung ausländischer Regierungsmitglieder
explizit wieder erlaubt hat, haben sie die Chance bekommen, ihre
Konzepte endlich in der rauen Wirklichkeit zu erproben.
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